Was ist der European Energy Award (eea)?

Kommunalvertreter stehen heutzutage vor besonderen Herausforderungen. Einerseits steht die Bekämpfung des Klimawandels im Fokus, andererseits grenzt die Haushaltslage vieler Kommunen den Handlungsspielraum stark ein. Das führt häufig dazu, dass das wichtige Thema Energie- und Klimaschutz im Verwaltungsgeschehen wenig berücksichtigt wird.

Mit dem European Energy Award (eea) steht den Städten/Gemeinden und Landkreisen ein Programm für die kommunale Energie- und Klimaschutzpolitik zur Verfügung, welches auf modernes Verwaltungshandeln abgestimmt ist, Managementprinzipien in Verwaltungen implementiert und alle inhaltlichen Anforderungen der kommunalen Energie- und Klimaschutzpolitik abdeckt.

Der eea ist das europaweite Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsverfahren, mit dem die Energie- und Klimaschutzaktivitäten der Kommune regelmäßig in allen Bereichen nach einem einheitlichen Verfahren erfasst und bewertet, geplant, gesteuert und regelmäßig überprüft werden, um Potenziale der nachhaltigen Energiepolitik und des Klimaschutzes identifizieren und nutzen zu können.

Logo: European Energy Award
Managementzyklus
Der eea-Prozess als Diagramm

Er ist prozessorientiert angelegt und dient der Energieeinsparung, der effizienten Nutzung von Energie und der Steigerung des Einsatzes regenerativer Energien.

Neben der Steigerung der Energie- und Kosteneffizienz liefert die Teilnahme an dem Programm aussagekräftige Kennzahlen und eine fundierte Dokumentation der kommunalen Tätigkeiten.

Er hilft Prioritäten zu setzen, konkrete Maßnahmen zu identifizieren und stellt durch eine fortlaufende Betreuung durch den eea-Berater sicher, dass die gewünschten Ziele erreicht werden können.

Durch fachübergreifendes Handeln wird eine prozess- und umsetzungsorientierte, langfristige und nachhaltige Energie- und Klimaschutzpolitik in Kommunen gefördert. Der European Energy Award ist hierbei ein sichtbarer und messbarer Nachweis für den vorbildlichen, dauerhaften und erfolgreichen Einsatz einer Kommune für aktive Energieeffizienz und lokalen Klimaschutz.

Kommunen und Kreise erhalten zu Beginn einen Überblick über den lokalen Ist-Zustand in Sachen Energie und Klimaschutz. Benannt werden Potenziale in den sechs Maßnahmenbereichen Entwicklungsplanung und Raumordnung, kommunale Gebäude und Anlagen, Ver- und Entsorgung, Mobilität, interne Organisation sowie Kommunikation und Kooperation. Auf dieser Basis werden energetische Maßnahmen gezielt geplant und gesteuert und deren Umsetzung in regelmäßigen Abständen überprüft. Die Beteiligung möglichst vieler Akteure einer Kommune, die sich mit den Themen auseinandersetzen wird durch die Gründung eines Energieteams sichergestellt. Ob die Maßnahmen erfolgreich umgesetzt sind, wird von externen eea-Auditoren beurteilt: Vergeben sie mindestens 50 Prozent der zu erreichenden Punkte im eea, erhält eine Kommune den European Energy Award – bei mehr als 75 Prozent den European Energy Award in „Gold“.

Energieeinsatz und Klimaschutz sind eine Querschnittsaufgabe, die sich über mehrere Verwaltungsabteilungen wie z.B. Gebäudemanagement, Verkehrsbetriebe, Stadtwerke, Umwelt, Stadt- und Verkehrsplanung, Finanzen, Tiefbau, Stadtentwässerung, Öffentlichkeitsarbeit erstreckt. Nur mit einer ressortübergreifenden Kommunikation und Kooperation im Verwaltungsbereich können dabei große Potenziale erschollen werden kommen Synergieeffekte zum Tragen und lassen sich energiewirtschaftliche Maßnahmen erfolgreich umsetzen.

Als Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsverfahren führt der eea eine prozessorientierte Energie- und Klimaschutzpolitik sowie fachübergreifendes Handeln in der kommunalen Verwaltung ein.

Ziel des eea ist die konkrete Umsetzung von Projekten und die Steigerung der Energie- und Kosteneffizienz in Kommunen.

Der eea unterstützt die Kommunen dabei, alle kommunalen Energieaktivitäten systematisch zu erfassen, zu bewerten, kontinuierlich zu überprüfen und aufeinander abzustimmen, miteinander zu vernetzten, Synergien herzustellen und diese langfristig und zielgerichtet umzusetzen.

Vorhandene Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz können anhand eines umfangreichen Maßnahmenkatalogs identifiziert, erschlossen und gesteigert werden.

Die Energie- und Klimaschutzpolitik wird durch Aufstellung, Umsetzung und Fortschreibung des Energiepolitischen Arbeitsprogramms kontinuierlich verbessert.

Er ist von der Europäischen Kommission als geeignetes Instrument des Aktionsplans für nachhaltige Energie (SEAP) im Rahmen des Covenant of Mayors empfohlen und gewürdigt worden.

Der European Energy Award ist ein Instrument für Kommunen in Europa. Er steht europaweit für ausgezeichneten Klimaschutz – und einen für jede Kommune maßgeschneiderten Weg dorthin. Mittlerweile nehmen mehr als 1.500 Kommunen am European Energy Award teil, in Deutschland sind es über 319.

In Bayern nehmen 18 Städte und Gemeinden sowie 9 Landkreise am European Energy Award teil. 17 sind mit dem European Energy Award zertifiziert und 5 mit dem European Energy Award in Gold.

Die Teilnahme am European Energy Award wird durch das Land Bayern i.A. der Regierung von Schwaben im Klimaschutzprogramm Bayern 2050 (Förderrichtlinie Kommunaler Klimaschutz – KommKlimaFÖR) mit 70 % Anteilfinanzierung gefördert.

Welche Maßnahmen ergeben sich aus dem European Energy Award?

Die Basis und das zentrale Werkzeug des eea-Programms ist der internetgestützte Maßnahmenkatalog. Mit Hilfe des Maßnahmenkataloges wird die Ist-Analyse der energie- und klimapolitischen Arbeit der Kommune erstellt. Kommunen haben hier die Möglichkeit Ihre bereits umgesetzten Klimaschutzaktivitäten zuzuordnen und Potenziale zu identifizieren. Er dient zudem als Hilfsmittel und „Messlatte“ für das externe Audit und die Zertifizierung mit dem European Energy Award. Bei der Bewertung der Aktivitäten berücksichtigt der Katalog die entsprechenden Voraussetzungen und individuellen Gegebenheiten jeder Kommune.

Bestandteil des Maßnahmenkataloges für Landkreise sind 57 konkrete Maßnahmen des energie- und klimapolitischen Handelns in sechs Maßnahmenbereichen:

  1. Entwicklungsplanung, Raumordnung
  2. Kommunale Gebäude und Anlagen
  3. Versorgung, Entsorgung
  4. Mobilität
  5. Interne Organisation
  6. Kommunikation / Kooperation

Die Maßnahmen sind mit einem Punktesystem unterlegt. Je höher die erreichte Punktzahl ausfällt, desto höher ist die Effektivität der Energie- und Klimaschutzpolitik in der Kommune.

Auszeichnung des Landkreises mit dem European Energy Award

Erfolge der kommunalen Energiearbeit werden nicht nur dokumentiert, sondern auch honoriert. Werden 50 % der möglichen Punkte erreicht, erhalten Kommunen und Landkreise den European Energy Award.

Werden 75 % der möglichen Punkte erreicht, erfolgt nach Bestätigung durch einen internationalen eea-Auditor die Auszeichnung mit dem European Energy Award Gold.

Das eea-Zertifikat hat eine befristete Gültigkeit und muss alle vier Jahre durch ein externes Re-Audit bestätigt werden um sicherzustellen, dass Klimaschutzarbeit kein Einzelprojekt ist und sich in das operative Geschäft einer Kommune eingliedert.

Zu sehen ist das eea Auszeichnungs-Zertifikat
Der Landkreis Günzburg wurde nach 2017 ein weiteres Mal 2021 mit dem European Energy Award ausgezeichnet.

Der Energiepakt im Landkreis

Auf dem Bürgermeisterseminar 2012 wurde unter anderem das Thema Energie- und Klimaschutz thematisiert. Die Bürgermeister*innen erarbeiteten für ihre zukünftige energiepolitische Zusammenarbeit mit dem Landkreis das Modell des „Günzburger Energiepaktes“. Im Rahmen des „Energiepaktes“ verpflichten sich die Gemeinden drei aus sechs Kriterien zu erfüllen, so z.B. einen Energieverantwortlichen in der Gemeinde zu benennen, Energieberatung für Bürger anzubieten, oder ein kommunales Energiemanagement für die Liegenschaften anzubieten. Im Gegenzug macht der Landkreis den teilnehmenden Gemeinden verschiedene Angebote, welche sie bei der Umsetzung von Klimaschutzprojekten unterstützen. Darunter fällt beispielsweise ein regelmäßiger Newsletter, Exkursionen zu Vorbildprojekten, Angebote zur Gebäudebegehung durch einen Heizungsfachmann, oder Angebote im Rahmen von Kampagnen des Landkreises. Für die Abstimmung mit dem Landratsamt wählten die Bürgermeister*innen Herrn Bürgermeister Oberschmid zum Energiepakt-Koordinator.

Alle anwesenden Bürgermeister und Bürgermeisterinnen waren sich darin einig, dass dieser Pakt ein geeignetes Mittel darstellen kann, die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes und weitere Maßnahmen für eine effiziente und klima-schonende Energieversorgung voranzutreiben.

  • 15. November 2012: Gründung des Energiepakts beim Bürgermeisterseminar
  • 21. Januar 2014: Unterzeichnung des Energiepaktes von den Bürgermeistern
  • 15. April 2015: Energiepakttreffen u.a. zum Thema Solarstrom zur Eigennutzung in kommunalen Liegenschaften, Heizungspumpentausch als Stromsparkampagne
  • 21. September 2015: Energiepakt-Exkursion „Bürger-Nahwärmenetz“
  • Bürgermeisterseminar 2015: Energienutzungsplan, Klimaschutzkonzept Rückschau
  • 22. November 2016: Gemeinschaftstreffen von Energiepakt und Energieteam zu den Themen Solareigenstromnutzung und Speichertechnik, Solarkataster, kommunales Energiemanagement
  • 18. Juli 2017: Energiepakt-Exkursion „Wärmewende –  Günzburg Grundschule Südost“
  • Coronapause
  • Seit 2021: Neuer Energiepaktkoordinator ist Herr Alois Held, Bürgermeister der Stadt Thannhausen
  • Seit 2022: Wiederbelebung des Energiepaktes

Direktkontakt

Klimaschutzmanager
Thomas Steigerwald