Der Kiebitz ist Vogel des Jahres 2024

6. März 2024

Die Biodiversitätsberaterin an der unteren Naturschutzbehörde informiert

Jetzt kehrt er aus seinen Überwinterungsgebieten im Mittelmeerraum zurück. Größere Trupps rasten bei uns meist zur Nahrungssuche in offenen Wiesengebieten mit flach eingestauten Senken – sogenannten Seigen – und ziehen dann weiter nach Norden, einige Individuen bleiben als Brutvögel hier: Der Kiebitz, ein etwa taubengroßer Vogel mit schwarz gefärbter Oberseite, ist unverwechselbar durch seinen metallisch grün-violetten Glanz. Der Bauch ist weiß und die Kehle schwarz. Auf dem Kopf trägt der Kiebitz eine Federholle.

Auch das Flugbild ist unverwechselbar. Charakteristisch sind die sehr breiten, gerundeten Flügel und die im Flug weiß aufleuchtende Unterseite. Besonders spektakulär ist der Balzflug: Der Kiebitz fliegt zunächst dicht über dem Boden, steigt dann steil auf und lässt sich nach einem kurzen Horizontalflug in die Tiefe fallen. Dabei stößt er den Ruf „chiu-witt“ aus, der dem Kiebitz seinen Namen gab.

Als Offenlandart besiedelt er flache, baumarme Landschaften, wo er seine Nistmulde auf dem Boden anlegt. Damit er einen guten Überblick hat, darf die Vegetationshöhe zu Brutbeginn nicht zu hoch sein. Nur so kann er mögliche Feinde rechtzeitig erkennen und sich gegen sie verteidigen.

Bereits zum zweiten Mal wurde der Kiebitz vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) zum Vogel des Jahres gewählt. Damit werden Arten in den Blickpunkt gerückt, die einen besonderen Schutzstatus genießen oder deren Lebensräume bedroht sind. Beides ist beim Kiebitz der Fall: Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist die Art besonders geschützt, vor allem aber schrumpfen die Lebensräume des Kiebitzes. Gleichzeitig ist der Brutbestand der stark gefährdeten Art rückläufig.

Der Kiebitz ist ein typischer Vogel der Agrarlandschaft, der sich nur schwer an die veränderten Lebensraumbedingungen anpassen kann. In den heute meist hochwüchsigen Wiesen fehlt dem Kiebitz die Übersicht und oft auch die Nahrung. Zudem stehen die Gräser meist sehr dicht. Ist das Gras nass, können die kleinen Küken, die ihre Körpertemperatur noch nicht selbst regulieren können, auskühlen und erkranken. Maßnahmen wie eine extensive Grünlandnutzung, die oft über das Vertragsnaturschutzprogramm gefördert werden kann, tragen dazu bei, wiesenbrüterfreundliche Lebensräume zu erhalten.

Auch die Gemeinde Jettingen-Scheppach engagiert sich für den Wiesenbrüterschutz, indem sie ihre Ausgleichsflächen am Rande des Brementals mit Hilfe des Landschaftspflegeverbands Günzburg e.V. kiebitzfreundlich pflegt. Senken, in denen ständig Wasser steht, können oft nicht bis zum Rand bewirtschaftet werden, so dass sich Gehölze entwickeln. Diese wirken für die Bodenbrüter als Sichthindernis, von dem sie sich fernhalten. Dadurch verringert sich der Lebensraum, den der Kiebitz für die Anlage seiner Nistmulden nutzen kann. In Jettingen-Scheppach wurden diese aufkommenden Gehölze Ende Februar wieder entfernt, so dass der Kiebitz rechtzeitig zum Beginn der Brutzeit geeignete Lebensräume vorfindet. So können hoffentlich bald wieder die eindrucksvollen Balzflüge des Kiebitzes im Mindeltal bei Jettingen-Scheppach beobachtet werden.