Waldameisen auf Abwegen: In Krumbach wurde ein ganzer Ameisenstaat umgesiedelt
3. Juli 2025
Sie sind klein, fleißig und unverzichtbar für unser Ökosystem: die Waldameisen. Doch wenn Mensch und Tier sich zu nah kommen, ist manchmal professionelle Hilfe gefragt. So auch in Krumbach, wo sich ein stattlicher Ameisenstaat – in diesem Fall die Kahlrückige Waldameise (Formica polyctena) – direkt neben einem Sportgerät auf dem beliebten Trimm-dich-Pfad niedergelassen hat.
„Die Tiere haben sich ausgerechnet vor dem Parcour „Froschhüpfen“ angesiedelt“, berichtet Stadtförster Axel Dinger. Anna Koch von der unteren Naturschutzbehörde Günzburg erklärt: „Natürlich wollen wir, dass die Bürger den Trimm-dich-Pfad weiter benutzen können – aber nicht auf Kosten der Ameisen. Denn Waldameisen stehen unter Naturschutz und dürfen weder gestört noch getötet werden.“
Umsiedlung mit Fingerspitzengefühl
Um den Ameisenstaat auf dem Trimm-dich-Pfad zu schützen und gleichzeitig den Sportbereich freizuhalten, wurde Franz Bürger von der Ameisenschutzwarte LV Bayern e.V. zu Hilfe gerufen. Eine Ameisenumsiedlung ist ein aufwändiger Vorgang, der mit viel Erfahrung und Geduld durchgeführt werden muss.
Zunächst wird die Lage des Nestes genau begutachtet. Dann wird ein möglichst großer Teil des Nestmaterials – mit samt der Königinnen, Brut und möglichst vielen Arbeiterinnen – vorsichtig in einen speziellen Transportbehälter überführt. „Entscheidend ist, dass die Königin mitkommt“, erklärt Bürger. Nur dann kann sich der Staat am neuen Ort etablieren. Das neue Zuhause wird meist nicht weit entfernt in einem geeigneten Waldstück eingerichtet – möglichst in vergleichbarer Lage, mit ähnlichen Licht- und Bodenverhältnissen. Der alte Nistplatz wird anschließend so verändert, dass keine Rückkehr mehr möglich ist.
„Die Umsiedlung ist eine gute Lösung für Mensch und Natur“, meint Förster Dinger. „So können die Waldameisen weiterhin ihren wichtigen Aufgaben im Ökosystem nachgehen, und unsere Bürger können ihren Sportpfad wieder ungestört nutzen.“
„Ein Einsatz mit Vorbildcharakter – und ein schönes Beispiel dafür, wie Naturschutz und Naherholung Hand in Hand gehen können“ begrüßt Margit Schuler, Fachbereichsleiterin Ökologie und Nachhaltigkeit am Landratsamt Günzburg.
Unermüdliche Waldarbeiter im Wald
Waldameisen gehören zu den wichtigsten Insekten im Wald. In ihren beeindruckenden Nestern, die oft wie kleine Hügel aus Nadeln und Zweigen wirken, leben Tausende Individuen in einem perfekt organisierten Ameisenstaat. Die Königinnen sorgen für Nachwuchs, Arbeiterinnen kümmern sich um Nahrung, Brutpflege und Nestbau. Ihre Ernährung ist abwechslungsreich: Waldameisen fressen kleine Insekten, tote Tiere und pflegen eine enge Beziehung zu Blattläusen, von denen sie süßen Honigtau ernten. Ihr Nutzen für den Wald ist enorm. Sie vertilgen Schädlinge, durchlüften mit ihren Nestern den Waldboden und sind eine wichtige Nahrungsquelle für viele andere Tiere – vom Specht bis zur Wildschweinrotte, diese entledigen sich auch ihrer Parasiten. „Waldameisen sind echte Schlüsselfiguren im Ökosystem“, erklärt Ameisenexperte Franz Bürger von der Ameisenschutzwarte LV Bayern e.V.
